Mit dem „Weißen Album“ gespielt Innenstadt - Wenn der Musikzweig des Humboldt-Gymnasiums zum alljährlichen
Konzert bittet, darf man gewöhnlich gespannt sein und sich gefasst machen auf
Überraschungen. Zur „Nacht des weißen Albums“ hatten die Schüler samt ihren
Projektleitern Klaus Riedel und Andrea Tenhagen diesmal geladen. Und alles
drehte sich um das legendäre „Weiße Album“ der Beatles aus dem Jahr 1968. Die 30 Songs des Doppelalbums verdeutlichen wohl am besten den
Ideenreichtum der „Pilzköpfe“. John Lennon und Paul McCartney haben ihre
Stücke mit unterschiedlichstem Anspruchsniveau geschrieben - vom einfachen
Träller-Lied „Ob-La-Di Ob-La-Da“ über sanfte Gitarren-Romantik („Blackbird“)
bis zur ironisch-distanzierten Ton-Kollage mit Bruchteilen von Unterhaltungen
und gesprochenem Protest („Revolution Nr. 9“). Für damalige Zeiten brachten
die Beatles jedenfalls eine erstaunliche Vielfältigkeit auf die Platte. Die Schüler des Musikzweigs des Humboldt-Gymnasiums und die
Solisten der Rheinischen Musikschule haben die Beatles-Stücke nun bearbeitet.
Ein wenig schwierig sei es schon gewesen, einen Zugang zur Musik aus den
60ern zu finden, meinte ein Beteiligter. Davon merkte der Zuhörer allerdings nichts.
Der staunte eher, wie abwechslungsreich die an sich schon unterschiedlichen
Stücke interpretiert wurden. Der Oberstufenchor, die Bigband mit Leiter
Tobias Kremer, das Kammerorchester und der Leistungskurs Musik trumpften mit
perfekten Darbietungen und eigenwilligen Arrangements auf, die zum großen
Teil einige Schüler selbst produziert hatten. Insgesamt 120 Jugendliche -
davon 70 im Chor - hatten ein halbes Jahr lang hart gearbeitet. Am Ende
durfte das Publikum in der übervollen Aula sanften Jazz erleben, satten
Blues, kräftigen Rock, klassische Arrangements, kuriose, fast experimentelle
Bearbeitungen und sogar tänzerische Einlagen. „Wir haben das Weiße Album bewusst gewählt, damit die Schüler
diese Musik-Epoche näher kennen lernen“, sagte Andrea Tenhagen, die den Chor
leitet. Die Idee stammte von Orchesterchef Klaus Riedel. Der hatte nach
langer Zeit diese Platte wieder hervorgekramt. „Ich war überrascht, welch
gute Musik die Beatles gemacht haben“, sagte er. Alle Jahre wieder stellen
die beiden Lehrer eine außergewöhnliche Produktion auf die Beine. „Dahinter
steckt das pädagogische Konzept, hoch begabte mit ganz normalen Schülern
zusammen zu bringen“, meinte Riedel. Dass die Schule tatsächlich musikalisch
hoch begabte Schülerinnen und Schüler beherbergt, hätte er nicht betonen
müssen. Das wurde beim Zuhören von selbst klar. |
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