Fluxus- Projekt                                                                                                 So-Eun Kim

 

 

Mein Projekt soll dazu dienen, die Philosophie des Fluxus ins Bewusstsein des Publikums zu bringen und die Interessen dieser radikalen Kunstbewegung zu erwecken, die für mich eine sehr wichtige Philosophie der Nachkriegsgeneration darstellt.

 

Da es schwer realisierbar ist, durch eine einzige Aufführung alle Ziele der Fluxus- Bewegung darzustellen, konzentriere ich mich auf einen Punkt: die Auflösung der schönen Kunst in der Alltagsrealität und Entkommerzialisierung  in Form vom  Zufallsprinzip.

 

Für diese Aufführung wird benötigt:

-Ein Streichquartett ( schwarz gekleidet)

-vier Notenständer

-vier Overheadprojektoren

-vier DIN A 3 Overheadfolien und vier Stifte

-vier erkennbar große Würfel

-eine Eieruhr

 

 

Durchführung:

 

 

1. Vier Lichtspots strahlen die vier Musiker vom Streichquartett  beim Auftreten an  und begleiten sie während der Aufführung. Das Streichquartett nimmt Platz auf der Bühne und spielt das bekannte Stück von W.A. Mozart „die kleine Nachtmusik“. (Es läuft wie in einem klassischen Konzert).

Bevor die Exposition des Stückes zu Ende gespielt wird, steht der Bratschist auf und geht  mit seinen Noten zu einem der Overheadprojektoren und schneidet nach seinem spontanen Willen die Noten auseinander, d.h. Ihm wird nicht bekannt gegeben, wie er dies durchführen soll und vor allem gibt es kein System, an dem er sich orientieren soll. Diese werden in vorgebereitete DIN A3 Folie, die auf dem Overheadprojektor liegt, aufgeklebt( Notenbeispiele folgen). Auf der Folie sind sechs nummerierte Linien, auf den der Bratscher die ausgewählten Notenauszüge aufkleben kann. Es ist allein ihm überlassen, in welcher Reihenfolge sie wieder geordnet werden oder wie viele der Auszüge verwendet werden.

Diese Aufgabe gilt für alle Musiker aus dem Quartett. Etwa 30 Sekunden nachdem der Bratscher aufgestanden ist, steht der Cellist auf und muss die Aufgabe wie der Bratschist bewältigen.

Also wird diese Aufführung von jedem Musiker in jeweils 30 Sekunden Abstand durchgeführt.

 

2. Wenn das nach dem  oben erläutertem Plan verläuft, ist der Bratschist als  Erster fertig.

Er holt einen Würfel und spielt nach der gewürfelten Zahl die dadurch bestimmte Notenreihe.

 

3. Nach etwa drei Minuten klingelt die Eieruhr laut. Die Musiker hören mit dem Spielen auf und verlassen langsam die Bühne. Die Lichtspots  verschwinden.

Es ist eine stille Minute im Dunkel, bis das Licht langsam wieder angeht.

 

 

 

Ende

 

 

 

 

Erläuterung:

 

Wie oben geschrieben, habe ich als Ziel die Auflösung der schönen Kunst in der Alltagsrealität und die Entkommerzialisierung gesetzt. Aber wieso das Zufallsprinzip?

 

Ich bin sicherlich nicht die erste mit der Idee, Konvention zu zerstören und daraus eine neue Fassung zu erstellen. Zugegeben, habe ich die Grundidee von „Variation Nr.1“ von John Cage. Für mich war es sehr spannend an seinem Stück zu arbeiten, indem er uns allen bekanntes Notensystem zerschneidet und es zu einer neuen Interpretieren macht ohne weitere Angaben für die Aufführung.

Also gab mir  die Komposition von John Cage als eine interessante Orientierungsquelle einen Denkanstoß, um daraus weiter zu denken.

Dies will ich im folgenden Text weiter erläutern.

 

Ein Streichquartett spielt die „kleine Nachmusik“ von Mozart!

Viele Menschen denken  dabei schon an ein bestimmtes  Bild in der Idylle mit der schönen Hintergrundmusik, z.B. an eine Hochzeit in einer Werbung?

Ein Streichquartett, ein klassisches Ensemble, das Symbol der schönen Musik, die jedem fasziniert, und die „kleine Nachtmusik“ von Mozart, ein Stück, das sogar vielen Menschen ohne Wissen über die klassische Musik von vielen Werbungen oder von TV- Ausschnitten bekannt ist.

 

Das „Zerschneiden“ der Noten soll wörtlich die „Auflösung der schönen Kunst“ darstellen. Die schöne Kunst, die Musiker zu einer Einheit zwingt, die der Unterhaltung und der Kommerzialisierung  unserer Gesellschaft dienen soll, wird auseinander genommen und „befreit“.

Das Zerschneiden heißt hierbei nicht Hinwegwerfen, sondern die Melodie und die Idee von Mozart soll uns noch erhalten bleiben. Dies soll dem Publikum zum Bedenken bringen, dass wir über die Verwendung dieser schönen Musik in unserer Gesellschaft nachdenken soll aber trotzdem dass wir noch einen großen Respekt vor traditionellen Musik bzw. Kunst zeigen sollen.

 

Mit Hilfe der Overheadprojektor und Lichtspots sollen die Handlungen der Musiker deutlich dargestellt werden.

Die schöne Musik wird nackt gezeigt! Sie fragen sich sicher, welche Bedeutung dieser radikal ausgedruckte Satz haben könnte.

Damit wollte ich noch ein Mal die Kommerzialisierung von der schönen Musik kritisieren, die oft mehr „Schein als Sein“ ist.

 

Die Musik wird auseinander genommen und von einzelnem Musiker spontan wieder zusammengeklebt. Sie spielen nach dem Würfel. Da ist weder ein System noch ein Plan zu entdecken. Die Kunst bzw. Musik muss vergänglich sein. Diese geschieht aus der Ekstase des Augenblicks. Damit beantworte ich auf die Frage, die ich am Anfang meiner Erläuterung gestellt habe. Besonders das Würfelwerfen verkörpert die vielleicht die wichtigste Eigenschaft des Fluxus, das Zufallsprinzip.

 

Durch Zusammenführung von vier Musikern mit ihrer eigenen „Interpretation“ ergibt sich  sicherlich ein Chaos. Man kann sicherlich etwas von der schönen Musik heraushören. Aber hierbei ist es wichtig, dass dieses Chaos nie wiederholt werden kann.

 

Ich hoffe, dass Sie bis hierhin meine Absicht einigermaßen verstanden haben.

 

Jetzt kommen wir zum Ende.

Die Eieruhr klingelt und die Musiker hören auf zu spielen.

Viele werden sich fragen, dass ein nerviges Alltagsgegenstand gar nicht zu schönen Musikinstrumenten passt. Aber mit der Verwendung der Eieruhr erfülle ich mein erreiche ich das Ziel, das ich mir schon bei der Vorstellung gesetzt habe.

Die Auflösung der schönen Kunst in der Alltagsrealität.

Ein Streichquartett mit der Eieruhr.

Eine Eieruhr ist ein Gegenstand aus der Küche, die die vergängliche Zeit bedeutet und ich wollte damit eine Komponente in mein Projekt einbauen, die jedem Zuhörer vertraut ist, umso eine direkt Verbindung zum Publikum aufzubauen.

Außerdem soll die Eieruhr  (wie bei gekochten Eiern) darstellen, dass das Ziel, was ich erreichen wollte, nun erreicht ist.

So soll das Chaos, das meine Aussage vorgestellt hat, nun ein Ende nehmen.

Außerdem soll die Aufführung nach Ihrer Angabe nur drei Minuten dauern.

 

 

 

Ende