Fluxus
Projekt
Vorgestellt
von: Sebastian Witt
Ich stelle eine Uhr auf den Tisch und
lasse sie für 3 Minuten laut ticken.
Guten Tag Herr Riedel,
Sie haben sich wahrscheinlich über meine
’’Vorstellungen’’ bezüglich des Fluxus
Projektes sehr gewundert: Fluxus, so haben wir es gelernt, darf nicht dinghaft
sein. Daher erschien es mir widersprüchlich, im Rahmen eines Fluxus Projektes
eine Erklärung/Beschreibung über mein Vorhaben zu schreiben. Ich halte es nicht
für ’’Stil-entsprechend’’ Ihnen oder der klasse zu erklären was die Idee oder
’’message’’ meines Projektes ist. Da ich aber befürchten muss, gleich vieler
meiner Fluxus Kollegen, von ihnen und der Gesellschaft missverstanden zu
werden, und damit eine schlechte Note zu kassieren, sende ich ihnen hiermit mit
meine Erklärung. Dazu möchte ich noch anmerken, dass
es mir am liebsten gewesen wäre, nur die beiden Seiten die Sie ursprünglich von mir bekommen haben,
ohne weite Erläuterung abzugeben.
Erläuterung:
Was ist es, das uns jeden Moment unseres Lebens
begleitet? Die Zeit.
Was ist es, das wir Menschen auf die
unterschiedlichste Art und Weise wahrnehmen? Die Zeit.
Wie lang ist eine Sekunde? Ist Zeit überhaupt
objektivierbar und messbar, oder ist das, was wir durch das gleichmäßige Pendeln
der Uhr als Zeit verstehen nicht eine
Illusion? Gibt es überhaubt so etwas wie den Augenblick, oder befinden wir uns
in dem einen Augenblick nicht schon im Nächsten?
Ist es möglich Zeit nicht zu empfinden? Ist die kleinste Zeiteinheit wirklich
unendlich klein? Gibt es Ewigkeit oder ist alles zeitlich begrenzt? Lebt der,
der Zeit nicht empfindet in der Unendlichkeit?
Wonach strebt der Mensch, nach der Ewigkeit oder nach dem Moment?
Dies sind die
Fragen, die mir beim Nachdenken
über den ’’Moment’’ durch den Kopf gingen, und sind auch einige der möglichen
Fragen die sich der Zuschauer/Zuhörer beim Anblick und beim Ticken der Uhr
stellen könnte. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer während meiner Präsentation
sich intensiv mit der Idee des Moments, entweder gedanklich, und/oder emotional
auseinandersetzen.
Die „Ekstase im Augenblick“. So nahm John Cage
Kunst in der Fluxus Bewegung wahr. Ich kann natürlich mit dem Ticken einer Uhr
keine Ekstase garantieren, aber eine hypnotische
Wirkung hat ein 3 minütiges gleichmäßiges Ticken allemal. Das Gefühl des
Augenblicks, und damit auch das Gefühl der Vergänglichkeit, soll angeregt
werden Und einen gedanklichen/emotionalen Prozess in Bewegung setzten.
Dieses Projekt soll keineswegs eine Nachahmung des
Werkes „4:33“ von John Cage sein. Bei dem Werk von Cage spielt der Komponist
mit einer Erwartungshaltung des Publikums. Bei meinem Werk handelt es sich
ausschließlich im die intensive Konfrontation des Publikums mit der Zeit.
Cage behauptete, dass alles in unserem Leben Kunst
sei. So kann selbstverständlich auch das allgegenwärtigste Element unseres Lebens,
nämlich die Zeit, künstlerisch gut verarbeitet werden (nicht zuletzt durch die
unmögliche Verdinghaftung und Greifbarkeit der Zeit). Denn letztendlich ist
jedes Kunstwerk, und mag es noch so unendlich und ewig erscheinen, der
Vergänglichkeit unterworfen.
Umsetzung:
Ein leerer Tisch auf der Bühne mit
nichts drauf außer einer weißen Tischdecke und einer großen Uhr, die von
überall zu sehen ist. Vor der Uhr steht ein Mikrofon ,
welches die Töne der Uhr über die Anlage verstärken wird. (ggf. würde ich gerne
auf das Mikrofon verzichten, sei es der Fall, dass die Uhr an sich laut genug
ist) Von direkt über dem Tisch soll ein weißes Spotlight auf den Wecker
scheinen der mit beginn des Klickens angeschaltet und mit dem Ende wieder
ausgeschaltet wird. Das Spotlight soll damit verdeutlichen, dass die Zeit uns
Menschen überirdisch geschenkt wurde.