„Roth formuliert sechs
Lernschritte (1962, 245ff.), denen ein gewisser Grad von Allgemeingültigkeit
und ein hoher Grad an innerer Differenzierung zugesprochen werden kann. Aus der
Formulierung ist unschwer zu erkennen, dass sie auch die Lehrintentionen
enthalt.
1. Lernschritt:
,,Stufe der Motivation ...
I. Eine Handlung kommt zustande.
II.
Ein Lernwunsch erwacht.
III. Ein Lernprozess wird angestoßen. Eine
Aufgabe wird gestellt. Ein Lernmotiv wird
erweckt".
2. Lernschritt:
,,Stufe der
Schwierigkeiten
I.
Die Handlung gelingt nicht. Die zur Verfügung stehenden Verhaltens- und
Leistungsfor- men reichen nicht aus, bzw. sind nicht mehr präsent. Ringen mit
den Schwierigkeiten.
II.
Die Übernahme oder der Neuerwerb einer gewünschten Leistungsform in den eigenen
Besitz macht Schwierigkeiten.
III. Der Lehrer entdeckt die Schwierigkeiten
der Aufgabe für den Schüler, bzw. die kurzschlüssige oder leichtfertige Lösung
des Schülers".
3. Lernschritt: ,,Stufe der Lösung...
I.
Ein neuer Lösungsweg zur Vollendung der Handlung oder zur Lösung der Aufgabe
wird durch Anpassung, Probieren oder Einsicht entdeckt.
II.
Die Übernahme oder der Neuerwerb der gewünschten Leistungsform erscheint
möglich und gelingt mehr und mehr.
III. Der Lehrer zeigt den Lösungsweg oder
lässt ihn finden".
Diesen Lernschritt bezeichnet Roth als den ,,wichtigsten Lernschritt
überhaupt".
4. Lernschritt: ,,Stufe des Tuns und Ausführens...
I. Der neue Lösungsweg wird aus- und
durchgeführt.
II.
Die neue Leistungsform wird aktiv vollzogen und dabei auf die beste Form
gebracht.
III. Der Lehrer lässt die neue Leistungsform
durchführen und ausgestalten".
5. Lernschritt: ,,Stufe des Behaltens und Einübens...
I.
Die neue Leistungsform wird durch den Gebrauch im Leben verfestigt oder wird
vergessen und muss immer wieder neu erworben werden.
II.
Die neue Verhaltens- oder Leistungsform wird bewusst eingeübt. Variation der
Anwendungsbeispiele. Erprobung durch praktischen Gebrauch. Verfestigung des
Gelernten.
III. Der Lehrer sucht die neue Verhaltens-
oder Leistungsform durch Variation der Anwendungsbeispiele einzuprägen und
einzuüben. Automatisierung des Gelernten".
6. Lernschritt: ,,Stufe des Bereitstellens, der Übertragung und der Integration des Gelernten
...
I.
Die verfestigte Leistungsform steht für künftige Situationen des Lebens bereit
oder wird in bewussten Lernakten bereitgestellt.
II.
Die eingeübte Verhaltens- oder Leistungsform bewährt sich in der Übertragung
auf das Leben oder nicht.
III. Der Lehrer ist erst zufrieden, wenn das
Gelernte als neue Einsicht, Verhaltens- oder
Leistungsform mit der Persönlichkeit
verwachsen ist und jederzeit zum freien Gebrauch im Leben zur Verfügung steht.
Die Übertragung des Gelernten von der Schulsituation auf die Lebenssituation
wird direkt zu leben versucht".